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Kapitel 2

 

Léon und Mika nahmen auch Mittag- und Abendessen bei Thomas in der Raststätte zu sich. Das hieß für Léon zwei zusätzliche Schichten Teller spülen. Zumindest lernte Léon am Nachmittag ein wenig über das Zaubern von Mika. Er konnte nicht fassen, dass Kinder, die teilweise viel jünger waren als er, solche komplizierten Dinge lernen mussten. Mika suchte nach einer welken Blume auf der Wiese, legte seine Hand über sie und nach einem kurzen Moment blühte sie wieder in leuchtendem Gelb. Léon war sprachlos.

„Wie hast du das denn gemacht?“

„Um das zu verstehen, musst du etwas sehr Wichtiges über den Menschen und die Natur lernen. Du weißt ja vielleicht, dass der Mensch aus zwei Dingen besteht: Dem Körper und dem Geist.“

„Der Geist?“

„Oder auch die Seele. Es ist nicht so einfach, zu erklären, was man darunter versteht.“

„Keine Sorge, das weiß ich natürlich.“

„Dann bin ich beruhigt, dass ich dir keine langen Vorträge darüber halten muss.“, schmunzelte Mika vergnügt. „So wie der Mensch besteht auch die Natur als Körper und Geist. Das was für den Menschen die Haut ist, wäre für einen Baum die Rinde. Kannst du mir folgen?“

„Das ist einfach.“

„Gut. Denn der Geist ist etwas schwieriger vorstellbar. Wir sehen ihn ja nicht. Und so wie wir den menschlichen Geist nicht sehen, können wir den der Natur natürlich auch nicht mit bloßem Auge erkennen. Wir können nur fühlen, dass er da ist.“

„Aber woher wissen wir, dass der Geist da ist?“, fragte Léon.

„Der menschliche Geist ist für viele überlebenswichtige Funktionen zuständig. Er organisiert unsere Gefühle und hält sie in Schach, damit sie uns nicht überfluten. Außerdem ist der Geist für etwas zuständig, das wir der Natur voraus haben. Weißt du, was das ist?“

„Nein.“, brummte Léon enttäuscht.

„Das Denken! Nur der Mensch kann mit seinem Geist denken. Deshalb ist der Körper auch so enorm wichtig. Kannst du dir vorstellen, was die Funktion des menschlichen Körpers ist?“

Léon starrte Mika mit genervtem Eindruck an. „Ich dachte, dass du mir etwas beibringen willst und nicht umgekehrt. Wenn ich es wüsste, müsste ich dir nicht zuhören.“

„Natürlich, verzeih mir.“, lachte Mika. „Mein Lehrerdasein geht mit mir durch.“

„Das ist schon okay.“, seufzte Léon und versuchte so schlichtend wie möglich zu klingen. „Du kannst ja nichts dafür. Mach bitte weiter.“

„Gerne. Der menschliche Körper ist dafür gedacht, um den Geist zu schützen. Würde der Geist austreten, könnten wir nicht überleben. Der Körper passt auf, dass das nicht passiert. Bei der Natur ist das ein bisschen anders. Die Körper, die in der Natur vorkommen, sind durchlässig. Sie nehmen Naturgeist auf und sondern ihn auch wieder ab.“

„Warum ist das so?“

„Naturgeist ist eines der wichtigsten Dinge, um die Welt im Gleichgewicht zu halten. Gäbe es ihn nicht, würden Pflanzen verwelken, Tiere sterben und die Luft verunreinigen. Naturgeist ist dazu da, um die Substanz der Welt zu bewahren.“

„Ich verstehe glaube ich, was du meinst.“, überlegte Léon verkrampft. „Die Blume von eben hatte nicht mehr genug Naturgeist in sich.“

„Ganz genau. Deshalb ist es so wichtig, dass die Körper in der Natur durchlässig sind, denn sterben sie, geben sie den Naturgeist ab, damit er in einen neuen Körper eindringen kann. Er wird also wieder nutzbar gemacht.“

„Zum Beispiel in eine andere Blume.“, schlussfolgerte Léon.

„Das wäre möglich. Oder in einen Baum, einen Stein, einen Hasen – alles ist möglich.“

„Auch in einen Menschen?“

„Das geht nicht so einfach. Der Mensch ist zwar ein Teil der Natur und hat einen geringen Gehalt an Naturgeist in sich gespeichert. Allerdings ist der Körper des Menschen schwer durchlässig, damit dem menschlichen Geist nichts passiert. Deshalb kommt auch der Naturgeist schwieriger durch den menschlichen Körper rein und raus.“

„Ach so. Und was machen wir dann mit dem Naturgeist in uns?“

„Zum Beispiel Extraktion oder Einspeisung. Man könnte auch sagen, dass der Mensch seinen eigenen Naturgeist mit genügend Konzentration in einen Körper, wie eine Blume, geben kann. Genauso kann er der Blume ihren Naturgeist entziehen.“

„Und wenn der Naturgeist im Menschen leer ist?“

„Gute Frage. Wenn das passiert, wird der Mensch sehr schwach und kann sogar sterben, weil er nur durch den Naturgeist in seinem Inneren im Einklang mit seiner Umwelt stehen kann. Deshalb ist es wichtig, ihn durch Meditation immer wieder aufzufüllen, wenn er verwendet wurde.“

„Hast du nicht gesagt, dass die Haut den Naturgeist nicht durchlässt?“, fragte Léon verwirrt und dachte bereits, er hätte etwas falsch verstanden.

„Sie ist nicht völlig undurchlässig. Es dauert nur sehr lange und erfordert höchste Konzentration, Naturgeist in sich aufzunehmen.“

„Das ist ja echt eine nützliche Sache.“, fand Léon. „Wenn etwas verwittert, kann man es gleich wieder blühen lassen.“

„So einfach ist es nicht.“, sagte Mika. „Verwitterung ist ein Prozess, der einsetzt, wenn der Verfall unumkehrbar ist. Hätte diese Blume seinen Naturgeist schon komplett verloren, hätte ich sie durch Einspeisung nicht wieder kultivieren können. Außerdem können die meisten Menschen nur mit kleinen Dingen aus der Natur umgehen. Große Körper wie zum Beispiel ein Baum sind so komplex, dass man nur sehr schwierig den Fluss des Naturgeistes erkennen kann.“

„Das verstehe ich nicht.“, brummte Léon enttäuscht.

„Das macht nichts. Dafür erzähl ich dir etwas anderes. Man kann nämlich noch ein wenig mehr mit Extraktion und Einspeisung anfangen.“

„Was denn?“, fragte er gespannt.

„Verstärken und abschwächen. Warte, ich zeig dir was.“

Mika schloss die Augen und konzentrierte sich. Dann streckte er die Hand nach links aus. „Spürst du den Wind? Er kommt von dort drüben. Ganz sanft bläst er nur.“

„Ich spüre ihn.“

Mika nickte, bewegte seine Hand dann langsam auf Léon zu und im nächsten Moment blies ihm eine kleine Böe ins Gesicht, die sofort wieder abschwächte.

„Warst du das?“, fragte Léon fassungslos.

„Das war ich.“, grinste Mika amüsiert. „Ich speise meinen Naturgeist in den Fluss des Windes, um ihn zu verstärken. Auch wenn ich zugeben muss, dass das eine Übung für Fortgeschrittene ist und ich dadurch ein wenig müde geworden bin. Ich müsste heute Abend wohl ein bisschen meditieren.“

„Na wunderbar, dann kannst du mir gleich zeigen, wie das funktioniert.“

„So schwer ist das nicht. Viel schwerer ist es, den Wind in eine Bahn zu lenken, die von seinem Grundkurs abweicht. Das heißt es, den Energiefluss eines Elementes zu verändern. Profis können sogar mit Feuer umgehen, als wäre es ein Spielzeug.“

„Kannst du das auch?“

„Um Himmels Willen.“, lachte Mika. „Ich bin ein Laie und beherrsche nur das Nötigste. Die meisten kommen nicht über die Grundlagen hinaus. Immerhin ist der menschliche Körper für die Kontrolle über der Natur nicht ausgelegt. Dafür speichert er viel zu wenig Naturgeist. Die Prinzipien der Einspeisung und Extraktion, mit denen es möglich ist, Eigenschaften zu verstärken und abzuschwächen, sind Basiszauber, die man als Abenteurer beherrschen sollte. Merk dir das.“

„Ich merke es mir.“, nickte Léon ernst.

„Und jetzt lass mich ein wenig ausruhen. Ich bin erschöpft von der kleinen Einlage.“

„Wir sollten etwas essen.“, schlug Léon vor, der allmählich wieder Hunger bekam.

„Du willst also wieder Teller spülen? Eine ausgesprochen gute Idee.“

„Darauf wollte ich nicht hinaus.“, schnaubte Léon, nahm Mika an der Hand und führte ihn auf dem Weg zurück ins Dorf.

 

***

Er hatte zwar vorgehabt, nur eine Nacht bei Mika zu übernachten, um ihm nicht allzu sehr zur Last zu fallen, aber schließlich lief es darauf hinaus, dass Léon den nächsten Tag auch noch blieb. Das war eine passende Gelegenheit, um das, was Mika zaubern nannte, zu üben. Es wollte Léon aber nicht gelingen, so stark er sich auch darauf konzentrierte. Er versuchte, verwelkte Blumen wieder zum Blühen zu bringen, das Feuer im Kamin zu schüren und es zu löschen, sobald es nicht mehr benötigt wurde, aber nichts wollte funktionieren. Er übte sich sogar in der Meditation, auch wenn er kaum zur Ruhe kam. Léon konnte es nicht ignorieren: Er wollte wieder aufbrechen.

Am Morgen des zweiten Tages versuchte sich Léon aus dem Haus zu schleichen, so wie bei seinen Eltern, aber er scheiterte kläglich. Schon alleine weil das Bett und das Sofa im selben Zimmer standen, machte Léon ausreichend Geräusche, um Mika zu wecken. Und auch wenn Léon zunächst abgeklärt wirken wollte, ließ er sich zu einem ausgiebigen Frühstück breitschlagen. Mika schmierte ihm sogar neue Brote für seinen weiteren Weg. Zuletzt überraschte er Léon an der Tür, als er schon fast auf dem Weg war, mit einem Abschiedsgeschenk.

„Nimm das hier.“, sagte Mika und gab ihm einen Gürtel, an dem eine eiserne Schwertscheide mit dem dazugehörigen Kurzschwert hing.

„Was soll ich denn damit?“, fragte Léon perplex.

„Nun, zuallererst könntest du diese Kordel durch den Gürtel austauschen. Außerdem willst du mir doch nicht erzählen, dass ein Abenteurer unbewaffnet auf Reisen gehen sollte, oder? Ein Schwert gehört doch zur Standardausrüstung.“

„Ja, schon.“, murmelte Léon und band sich den Gürtel um. „Aber ich kann gar nicht damit umgehen und-“, er zog das Schwert aus der Scheide, „es ist völlig verrostet und abgenutzt.“

„Besser als nichts!“, lachte Mika und klopfte ihm auf die Schulter. „Gute Reise, junger Abenteurer.“

„Danke für alles.“, nickte Léon und versuchte, seine Tränen zurückzuhalten und so erwachsen zu klingen, wie es ihm möglich war. „Ich werde mich eines Tages dafür erkenntlich zeigen.“

„Es würde reichen, wenn du mal wieder zu Besuch kommst.“

„Das lässt sich bestimmt einrichten, wenn es mein Zeitplan mal zulässt.“, schmunzelte Léon und drehte Mika den Rücken zu. Er lief nicht den Weg zurück ins Dorf, sondern querfeldein durch die Wiesen, mitten hinein in die Natur. Dieser Morgen überwältigte ihn schon nicht mehr so wie der seines ersten Aufbruchs, aber es war dennoch ein schönes Gefühl, in den Tag hinein zu wandern.

Léon lief zwei Stunden lang durch die Weiden, bis er müde wurde und sich ins Gras setzte. Nur sein Kopf lugte über dem hohen Gras hinweg. Die Erde war weich und die Wiese von zahlreichen Blumen erfüllt. Er fühlte die um ihn wachsenden Halme in seinen Händen und schaute zum Himmel, der bis auf ein paar Wolken aussah wie ein stilles Meer. Durch sein braunes, zerzaustes Haar wehte ein frischer Wind, aber der Tag war angenehm warm. Müde warf er seinen Rucksack ab und ließ sich auf den Rücken fallen, um zum Himmel zu starren, so als wollte er etwas auf der anderen Seite erkennen. Nur noch ein paar Minuten, schwor sich Léon, dann würde er wieder aufbrechen. Ehe er sich versah, verfiel er in ein Dösen, das erst nach einiger Zeit von dem Rascheln des Grases gestört wurde. Léon dachte über das Rascheln nach. Es erinnerte ihn an die Felder hinter dem Haus in seinem Heimatsort, in denen er oft gespielt hatte, als er noch sieben oder acht Jahre alt gewesen war. Er kannte es gut, das Geräusch der Halme – manche davon schon etwas vertrocknet –, wenn man sie mit den Füßen platt trat.

Plötzlich war Léon hellwach. Wer könnte-?

Hinter ihm raschelte es erneut. Dann ein leises Knurren.

Wie von einer Hornisse gebissen sprang er auf und rannte zurück auf den Weg. Er wagte es kaum, nach hinten zu sehen, um die Kreatur zu identifizieren. Da fiel ihm sein Rucksack ein, den er zurückgelassen hatte. Wie sollte er die Reise ohne seine Butterbrote fortsetzen? Natürlich war ihm klar, dass er sein Abenteuer ohnehin abschreiben konnte, würde ihn dieses Monster einholen. Von Neugier gepackt, drehte Léon kurz den Kopf und erkannte in dem mysteriösen Wesen eine Wildkatze, die zu allem Überfluss genau in diesem Moment zum Sprung angesetzt hatte. Das Tier riss Léon zu Boden und sprang auf ihn, um seine Krallen in seine Haut zu stoßen. Léons Herz raste vor Angst, wenn er sich vorstellte, wie das Biest im nächsten Moment seine Zähne in seinen Hals rammen würde, aber bevor es ihn verspeisen konnte, schlug ein Speer mit voller Wucht in seiner Seite ein. Die Wildkatze wurde von dem Druck des Speerwurfes von Léon hinuntergestoßen und verschwand jaulend im hohen Gras – der anscheinend selbstgebaute Speer fiel aus der Wunde heraus und blieb auf dem Weg liegen.

„Hey, alles klar?“, hörte Léon eine raue Mädchenstimme hinter sich rufen. „Wo ist das Viech hin? Verdammt, es ist weg!“

Léon richtete sich mühsam auf und sah etwas eingeschüchtert zu dem Mädchen hinauf. Sie trug eine kniefreie Stoffhose und ein bauchfreies Oberteil, darüber eine Weste. Ihre Haare waren blond und etwas länger als schulterlang. Sie hingen ihr zwar zerzaust im Gesicht, aber Léon gefielen ihre Haare sofort. Sie schienen zu leuchten.

„Bist du verletzt? Wie heißt du, Kleiner?“, fragte sie.

„Léon.“, brummte er beleidigt. „Ich bin kein Kleiner.“

„Dir scheint es ja gut zu gehen.“, schmunzelte sie und hob ihren Speer auf. „Verzeihung, dass ich dich Kleiner genannt habe. Wie alt bist du denn?“

„Zwölf.“

„Im Ernst?“, fragte sie verblüfft. „Nur ein Jahr jünger als ich! Du siehst viel jünger aus – nichts für ungut.“

Léon gefiel seine Retterin immer weniger. Dennoch entschied er sich – rein aus Höflichkeit versteht sich – für ein: „Danke jedenfalls.“

„Keine Ursache. Ich war sowieso auf der Jagd. Hatte lange nichts zum Futtern.“

Da fiel Léon sein Rucksack wieder ein. „Du kannst ein Butterbrot haben, aber ich habe meinen Rucksack verloren, als das Tier mich angegriffen hat. Ich schau mal nach, ob ich ihn finde.“

Butterbrot?“, fragte das Mädchen verblüfft und folgte ihm den Weg zurück. „Woher kommst du eigentlich?“

„Von weit her.“

„Aha. Und wo willst du hin?“

„Zum Horizont.“

„Du spinnst.“

„Ich spinne nicht.“

Sie entschied sich, ihm keine weiteren Fragen zu stellen.

„Ich heiße übrigens Julya.“

„Schön dich kennenzulernen, Julya.“

Sie runzelte die Stirn und fand es langsam immer schwieriger, sich mit Léon zu unterhalten. Die beiden suchten für etwa zehn Minuten nach dem Rucksack, ehe sie ihn im Gras fanden. Léon gab ihr ein Butterbrot und entschied sich, selbst eines zu essen. Er ließ sich ins Gras fallen und wickelte es aus dem Stofftuch.

„Spinnst du? Steh sofort auf!“, raunte sie.

„Ich spinne nicht.“

„Du bist gerade von einer Raubkatze angefallen worden und setzt sich gleich danach wieder ins Gras?“

„Sie ist doch weg.“

„Steh sofort auf!“, rief sie in einem Befehlston, der Léon so einnahm, dass er sofort aufsprang. „Wir essen beim Laufen, solange wir hier in den Feldern sind.“

„Na gut.“

„Warum hast du eigentlich Butterbrote dabei?!“, fragte sie und sah ihn missfällig an.

„Was soll ich denn sonst essen?“

„Bist du im Urlaub oder so?“

„Quatsch. Ich bin auf einer Abenteuerreise.“

Julya fing zu Léons Erstaunen an, herzhaft zu lachen. Er ballte wütend die rechte Faust, die sie nicht sehen konnte, weil sie links von ihm lief, aber in seinem Gesicht versuchte er nicht zu verbergen, dass er wütend war. Er fand nur, dass er einem Mädchen keine Faust zeigen sollte.

„Ich frag mich, wie du es alleine ausgehalten hast.“

„Ich habe ein Schwert.“

„Ganz toll.“, kicherte sie abwertend. „Ist das überhaupt scharf?“

„Natürlich ist es das!“, rief Léon und zog es aus der Scheide, um festzustellen, dass es auf einer Seite völlig stumpf war.

„Das wirkt ja sehr zuverlässig.“, seufzte sie. „Die eine Seite ist völlig unbrauchbar, die andere ist höchstens so scharf wie ein Schmiermesser.“

„Dein Speer ist auch nicht gerade toll.“, versuchte Léon zu kontern.

„Den habe ich auch in einer Stunde gebaut.“

„Du hast ihn selbst gebaut?“, fragte er beeindruckt, bemerkte aber dann, dass er sie eigentlich gar nicht hatte loben wollen.

„Klar. Ich hab einfach einen spitzen Stein genommen, ihn ein bisschen bearbeitet und an diesen Stock hier gebunden. Das habe ich schon oft gemacht. Ist natürlich nur provisorisch – der Stein hat keinen Widerhaken, weshalb die Beute oft entkommt. Aber man kann sie ja verfolgen, wenn man nicht gerade Babysitten muss.“

„Ich schätze, du hast Recht.“, murmelte Léon, ohne verstanden zu haben, was sie meinte. Julya bemerkte das und kicherte.

„Hör mal, Léon: Wollen wir eine Weile zusammengehen? Du wirkst ziemlich hilflos, wenn ich das mal so anmerken darf.“

„Darfst du nicht, weil es nicht stimmt.“, schnaubte er. „Aber ich hab nichts dagegen.“

„Fein.“, strahlte sie und schlug ihm auf den Rücken.

„Wo kommst du eigentlich her?“

Julya antwortete nicht sofort. Sie schaute zum Himmel und spitzte die Lippen.

„Von weit her.“, sagte sie schließlich und grinste ihn mit Genugtuung an. „Ich habe mein Zuhause vor etwa einem Jahr verlassen, weil ich etwas suche.“

„Vor einem Jahr? Dann bist du ja schon echt lange unterwegs.“

„Nein. Dass du das für lange hältst, sagt eigentlich schon alles über dich aus.“

„Was suchst du denn?“

„Geht dich nichts an. Nichts für ungut.“

„Hört sich aber an wie ungut.“, schmollte er und entschied sich, eine Weile nicht mit ihr zu sprechen. Das hatte sie nun davon, dass sie so unhöflich war.

„War aber nicht böse gemeint. Ehrlich.“

„Na dann ist es okay.“, sagte Léon, fühlte sich gut dabei, ihr vergeben zu haben und wollte sich im nächsten Moment ohrfeigen, weil er eigentlich nicht reden wollte. Sie liefen eine Weile, ohne ein Wort zu reden, bis es Léon zu komisch vorkam.

„Wann kommt denn die nächste Ortschaft?“, fragte er und erntete dafür ihren genervten Blick, ohne überhaupt zu verstehen, warum sie genervt war.

„Ich kenne mich hier nicht so gut aus.“, antwortete sie knapp und dabei beließ es Léon. Er wusste zwar nicht, wie lange Julya vorhatte, bei ihm zu bleiben, aber er wollte sie am liebsten schon bald wieder loswerden. Er kam bestimmt auch super ohne diese arrogante Ziege zurecht.

 

(c) Julian Jungermann


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