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Kapitel 1<\/h1>\n

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Von hier oben sehe ich die tosenden Winde, die selbst Ozeane in Bewegung versetzen. Ich sehe Blitz und Donner, Regen und St\u00fcrme. Ich sehe, wie Erdplatten auseinanderbrechen und wieder zusammentreffen, um etwas g\u00e4nzlich Neues zu erschaffen. Ich sehe gr\u00fcne Fl\u00e4chen und ausgetrocknete B\u00f6den, sehe die Einsamkeit der Leere, den Reichtum der Natur, die St\u00e4dte und die Menschen, die sie besiedeln. Ich sehe das Land mit Blut besudelt und die Gier der V\u00f6lker. Sehe ihre Kadaver in der Erde versinken. Ich sehe, wie ganze Dynastien verschwinden und neu geboren werden. Ich sehe die Zeit. Sehe Jahrtausende verstreichen und mit ihnen Kulturen, Sitten, Br\u00e4uche. Ich sehe Bettler und K\u00f6nige. Bescheidene und Habgierige. G\u00f6tzen und G\u00f6tter. Das alles liegt vor mir und ich sehe es, weil ich derjenige bin, der es erschaffen hat. Das Ungl\u00fcck und die Pein. Leidenschaft und Liebe. Freundschaft und Hass. Das Leben und den Tod. Das alles stammt aus meiner Feder.<\/p>\n

Das alles sehe ich, ohne etwas daran zu \u00e4ndern.<\/p>\n

Ich wei\u00df, dass ich aufstehen muss. Zu lange schon starre ich hinunter und verliere mich in dem Treiben der Menschen. So lange, dass ich das Gef\u00fchl f\u00fcr die Realit\u00e4t verliere. Meine eigene Realit\u00e4t.<\/p>\n

Der Stuhl, auf dem ich sitze, ist mit dem Boden verankert, damit ich nicht versehentlich in den Abgrund st\u00fcrze. Er ist mit rotem Polster \u00fcberzogen und sehr bequem. Ich sitze jeden Tag stundenlang auf diesem Stuhl und starre in den wei\u00dfen Abgrund. Die meisten sehen nur ein blendendes Leuchten, wenn sie in den Weltenspiegel starren, der unter uns liegt. Doch ich bin anders. Ich sehe die Planeten, die darunter liegen, als w\u00fcrde ich eine Miniatur in einer Glaskugel betrachten. Die Glaskugel ist der Weltenspiegel. Das blendende Leuchten ist die Wei\u00dfe Leere. Nur jene wie ich, die den Weitblick besitzen, k\u00f6nnen durch die Wei\u00dfe Leere blicken, ohne von ihr geblendet zu werden. Jene wie ich, die sich Weltenbauer nennen.<\/p>\n

Langsam dr\u00fcckte ich mich nach oben, bis ich einigerma\u00dfen gerade stehe. Meine Beine f\u00fchlen sich schlaff an. Wie lange sitze ich jetzt schon auf dem Stuhl und beobachte die Begebenheiten, die sich in meiner Welt zutragen?<\/p>\n

Der schmale Steg, auf dem mein Stuhl steht, f\u00fchrt zur\u00fcck zu meinem Haus. Ich blicke auf die Glasfassade, durch die man in mein Wohnzimmer und sogar in den zweiten Stock sehen kann, wo sich mein Schlafzimmer befindet. Jedoch nur von meiner Position aus. Niemand au\u00dfer mir selbst kann diesen Steg betreten, denn er ist mein ganz pers\u00f6nlicher \u00dcberwachungsposten. Von der Seite oder von vorne ist mein Haus aus wei\u00dfem, glattem Stein. Es gibt keine Fenster.<\/p>\n

Meine Schritte sind klein, sorgf\u00e4ltig, gradlinig. Ich sehe nicht nach unten. Ich sehe nicht nach vorne. Ich sehe in mich hinein. An was ich denke, wei\u00df ich nicht mehr, als ich die Schiebet\u00fcr \u00f6ffne und \u00fcber die Schwelle in mein Haus schreite. Linkerhand steht ein Sofa und ein kleiner Glastisch, rechterhand schwebt das dreidimensionale Hologramm des Nachrichtensenders im Raum. Ich beachte die Sprecherin gar nicht und betrete den Eingangsbereich meines Hauses, der durch eine Stufe vom Wohnbereich abgetrennt ist. Geradeaus befindet sich die Haust\u00fcr, rechts meine K\u00fcche, links eine Wendeltreppe. Im oberen Stockwerk gibt es au\u00dfer meinem Schlafzimmer noch ein Bad.<\/p>\n

Ich habe Hunger. Das zeigt mir, wie lange ich schon dagesessen haben muss. Ich beschlie\u00dfe, mir etwas zum Essen zuzubereiten. Doch noch bevor ich mich f\u00fcr ein Gericht entschieden habe, klingelt es an der T\u00fcr. Ich bin nicht gl\u00fccklich dar\u00fcber, jetzt jemanden zu empfangen. Trotzdem geh ich an die Haust\u00fcr und aktiviere an der Sicherheitskonsole den T\u00fcrspion. Dadurch wird die T\u00fcr transparent, sodass ich sehen kann, wer von mir Einlass erw\u00fcnscht. Das System funktioniert wie ein magischer Spiegel, sodass Mariyana nicht erkennen kann, dass ich sie beobachte. Sie kann es nicht erkennen, aber das hei\u00dft nicht, dass sie es nicht wei\u00df.<\/p>\n

\u201eShane, lass den Mist und mach die T\u00fcr auf\u201c, murrt sie und starrt mir durch die T\u00fcr direkt in die Augen, so als w\u00e4re sie transparent. Sie tr\u00e4gt ihren Werkanzug, kommt also gerade von der Arbeit. Sie ist Weltenbauer wie ich, aber im Gegensatz zu mir arbeitet sie jeden Tag an ihrem Planeten. Zieht fast jeden Tag eine Schraube nach, justiert das Gleichgewicht neu, korrigiert Abweichungen in der Ordnung. Ich habe das schon lange aufgegeben.<\/p>\n

Der Werkanzug besteht aus dunkelblauem Chloropren-Kautschuk und liegt daher eng am K\u00f6rper. In seine Fasern sind Implantate eingearbeitet, die mit den Nanomaschinen in unseren Blutbahnen kommunizieren. Sie erf\u00fcllen den Zweck, unsere sch\u00f6pferischen Kr\u00e4fte zu optimieren oder unseren Weitblick zu sch\u00e4rfen. Der Werkanzug kommuniziert sogar mit den extra f\u00fcr uns angefertigten St\u00fchlen. Sie geben unsere Aktivit\u00e4ten in Form von Protokollen an eine Datenbank weiter, die f\u00fcr die H\u00f6chste Instanz einsehbar ist. Die H\u00f6chste Instanz, das ist unser Arbeitgeber. Sie wollen wissen, was wir mit unserer Welt anstellen \u2013 vor allem aber wollen sie kontrollieren, dass wir nicht zu stark in die Ereignisse eingreifen. Ich habe den Werkanzug schon seit Wochen nicht getragen.<\/p>\n

\u201eShane? HEY! Ich wei\u00df, dass du da bist!\u201c<\/p>\n

\u201eIst ja gut, reg dich ab\u201c, murmele ich vor mich hin und \u00f6ffne die T\u00fcr. Ich trage nur ein wei\u00dfes Oberteil und ebenso wei\u00dfe Shorts. In meinem Schlafanzug sehe ich, verglichen zu ihr, etwas k\u00fcmmerlich aus.<\/p>\n

\u201eNicht dein Ernst, oder?\u201c Mariyana runzelt die Stirn und mustert mich von oben bis unten. \u201eWas ist nun? L\u00e4sst du mich rein oder nicht?\u201c<\/p>\n

Ich drehe mich um und lass sie in der T\u00fcr stehen. In der K\u00fcche w\u00e4hle ich auf dem Display des Ofens eine Lasagne aus. Ein Signalton ert\u00f6nt und die Maschine weist mich darauf hin, dass K\u00e4se fehlt. Ich h\u00f6re, wie du T\u00fcr zuf\u00e4llt. Mariyana steht hinter mir und starrt an mir vorbei auf das Display.<\/p>\n

\u201eDu hast keinen K\u00e4se mehr? Wann warst du das letzte Mal einkaufen?\u201c<\/p>\n

Ich ignoriere ihre Frage und W\u00e4hle eine H\u00fchnersuppe aus. Alle Zutaten sind vorhanden, weil Aromastoffe verwendet werden, die nur den Anschein von H\u00fchnchen erwecken. Ich stelle einen kleinen Topf in den Ofen und dr\u00fccke auf \u201aStart\u2018. Eine Minute Zubereitungszeit. Ich drehe mich zu Mariyana um und schaue sie herausfordernd an.<\/p>\n

\u201eAlso?\u201c, frage ich sie.<\/p>\n

\u201eWas also<\/em>?\u201c, erwidert sie unbeeindruckt.<\/p>\n

\u201eWas willst du?\u201c<\/p>\n

\u201eNach dir sehen. Wann warst du zum letzten Mal vor der Haust\u00fcr?\u201c<\/p>\n

\u201eWarum sollte dich das interessieren?\u201c<\/p>\n

\u201eWarum sollte dich interessieren, was mich interessiert?\u201c<\/p>\n

Die Frage nach dem Interesse ist nicht unberechtigt, denn f\u00fcr gew\u00f6hnlich sind Weltenbauer Einzelg\u00e4nger. Wir werden von den Beamten der H\u00f6chsten Instanz im Kindesalter gesichtet. Ist die sch\u00f6pferische Veranlagung vorhanden, betreten wir im Alter von vier Jahren die Akademie. Hier lernen wir in Seminaren, was es bedeutet, einen Planeten zu erschaffen. Wir erfahren etwas \u00fcber die Verantwortung, die wir tragen. In Simulationen entwickeln wir ein St\u00fcck Boden, eine Fl\u00e4che Himmel, ein Lebewesen. Irgendwann sind wir in der Lage, kleinere Welten zu simulieren. Die Computer zeigen uns an, ob die Welt im Gleichgewicht liegt oder ob sie droht, zusammenzufallen. Mit 18 Jahren steht eine Abschlusspr\u00fcfung an: Eine funktionierende Gesellschaft in der Simulation entwerfen. F\u00e4llt man durch, muss man Kurse neu belegen, bei deren Inhalten man in der Praxis versagt hat. Die Pr\u00fcfung selbst kann man so oft machen, wie man m\u00f6chte, aber der Druck ist hoch. Die Gesellschaft hat gro\u00dfe Hoffnungen in die Weltenbauer. Die Ausbildung ist folglich sehr anstrengend \u2013 und einsam.<\/p>\n

Mariyana und ich sind da eine Ausnahme. Ihr behagte die Einsamkeit nicht und drohte zunehmend daran zusammenzubrechen. Aus diesem Grund hat sie fr\u00fch den Kontakt zu anderen Studenten gesucht. Die meisten haben sie abblitzen lassen, doch ich war aus irgendeinem Grund nicht kalt genug daf\u00fcr. Seitdem sind wir so etwas wie Freunde. Auch wenn mich ihre st\u00e4ndige Sorge um meine Gesundheit des \u00d6fteren mehr anstrengt als meine wirklichen Probleme.<\/p>\n

\u201eWann hast du zuletzt gearbeitet?\u201c, will sie wissen und mustert wieder provokant meine Kleidung.<\/p>\n

\u201eWas macht das f\u00fcr einen Unterschied? Ob ich nun arbeite oder nicht, \u00e4ndert nichts am Schicksal der Welten, die wir verwalten.\u201c<\/p>\n

\u201eWir bauen<\/em>-\u201c<\/p>\n

\u201e-und verwalten<\/em> dann\u201c, unterbreche ich sie und bringe Mariyana damit zum Schweigen. \u201eAlle Welten sind dazu verdammt, unterzugehen. Und wir d\u00fcrfen sie nicht einmal davon abhalten.\u201c<\/p>\n

\u201eWir k\u00f6nnen bis zu einem bestimmten Grad beeinflussen, dass es sich noch etwas hinausz\u00f6gert.\u201c<\/p>\n

\u201eJa, du kannst t\u00e4glich deine Ordnung korrigieren und dein Gleichgewicht anpassen. Aber das \u00e4ndert nichts am Endresultat. Wir erschaffen eine Welt und sehen ihr dann beim Sterben zu. Diese ganzen kleinen Korrekturen sind doch nichts als ein Alibi, damit wir uns jeden Tag einreden, uns w\u00fcrde das Schicksal der Lebewesen dort unten wirklich k\u00fcmmern.\u201c<\/p>\n

\u201eDas ist nicht wahr.\u201c<\/p>\n

Mariyana schaut mich entt\u00e4uscht und betr\u00fcbt zugleich an. Entt\u00e4uscht, weil es sie st\u00f6rt, dass ich so denke. Betr\u00fcbt, weil sie wei\u00df, dass ich recht habe. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen, ihr Gesicht so zu sehen. Ihre Haut ist leicht gebr\u00e4unt und glatt, ihre Nase klein und ihre Lippen blass. Sie hat ihre Augen mit gr\u00fcnem Eyeliner umrandet, was immer wieder meine Aufmerksamkeit auf ihre kastanienbraunen Augen lenkt. Ihre Haare haben den gleichen Braunton. Sie sind stufig und nicht ganz schulterlang. Ihr Pony h\u00e4ngt ein St\u00fcck weit \u00fcber ihrer linken Gesichtsh\u00e4lfte.<\/p>\n

\u201eOb es nun wahr ist oder nicht\u201c, sage ich, w\u00e4hrend ich mich umdrehe und den Topf aus dem Ofen hole. \u201eWir k\u00f6nnen unsere Welten nicht retten. Wir k\u00f6nnen nur dabei zusehen, wie sie untergehen. Ab und zu nachzujustieren, wird ihr Schicksal nicht \u00e4ndern. Und wenn unsere Welt dann untergegangen ist, gehen wir in den Ruhestand und genie\u00dfen unseren Lebensabend. So ist es doch, nicht wahr?\u201c<\/p>\n

Mariyana wendet den Blick ab. Ich hole mir einen L\u00f6ffel aus dem Schrank, gehe an ihr vorbei und setze mich an den Tisch, um die Suppe direkt aus dem Topf zu essen. Ich spare mir die Frage, ob sie auch etwas davon m\u00f6chte. Sie \u00fcberlegt noch einen Moment, ehe sie sich zu mir an den Tisch setzt.<\/p>\n

\u201eJa, so ist es. Aber ist es nicht sch\u00f6n, dass wir die F\u00e4higkeit haben, Leben zu schenken? Jedes Leben endet einmal, so ist das eben.\u201c<\/p>\n

\u201eAber wir haben auch die M\u00f6glichkeit, Leben zu erhalten. Wir d\u00fcrfen nur nicht\u201c, wende ich ein und verbrenne mich an der viel zu hei\u00dfen Suppe. Ich werfe der Br\u00fche einen skeptischen Blick zu.<\/p>\n

\u201eDie Hauptsache ist doch, dass wir das Nichts eind\u00e4mmen, oder?\u201c, fragt sie und ich lache leise vor mich hin. Jetzt versucht sie es also mit dem rationalen Argument. Mariyana bemerkt das auch und l\u00e4uft an den Wangen rot an. Ich muss gar nichts mehr dazu sagen, weil sie selbst wei\u00df, dass sie kein rational denkender Mensch ist und dieses Argument f\u00fcr sie daher nicht z\u00e4hlt.<\/p>\n

Das Nichts ist ein Problem, das wir Weltenbauer in den Griff bekommen m\u00fcssen. Es beherrscht nicht nur das Sein, sondern dehnt sich dazu noch aus. Damit stellt es eine Bedrohung f\u00fcr unsere Zivilisation dar. Wird es nicht aufgehalten, verschlingt es unsere Existenz und damit jegliche Chance auf Sch\u00f6pfung. Die einzige M\u00f6glichkeit, das Nichts einzud\u00e4mmen, besteht darin, es mit Existenz zu f\u00fcllen. Genau das tun die Weltenbauer. Sie f\u00fcllen das Nichts mit Existenz, um seine Ausbreitung zu verhindern.<\/p>\n

Warum dann nicht einfach die erschaffenen Welten f\u00fcr immer am Leben halten? Warum sie untergehen lassen? Die Antworten auf diese Fragen sind genauso einleuchtend wie l\u00e4cherlich. Die H\u00f6chste Instanz f\u00fcrchtet um ihre Vormachtstellung. Je l\u00e4nger eine Zivilisation existiert, desto m\u00e4chtiger wird sie. Ein Weltenbauer kann zwar den Fortschritt seiner Welt in gewissem Ma\u00dfe beschr\u00e4nken, aber bestimmte Entwicklungen k\u00f6nnten selbst Mariyana und ich nicht aufhalten.<\/p>\n

Ganz konkret f\u00fcrchtet die H\u00f6chste Instanz, dass die von den Weltenbauern erschaffenen Lebewesen selbst sch\u00f6pferische Kr\u00e4fte entwickeln. Das ist theoretisch unvermeidlich, weil jeder Weltenbauer seine Lebewesen nach seinem genetischen Vorbild erfindet. Egal, um welches Lebewesen einer bestimmten Welt es sich handelt: Sie alle stammen von dem Weltenbauer ab, der sie erschaffen hat. Sie sind so etwas wie seine Kinder. Zumindest theoretisch.<\/p>\n

Damit keine Bindung zwischen dem Weltenbauer und seiner Sch\u00f6pfung zustande kommt, d\u00fcrfen Mariyana und ich unsere Welten nur verwalten und nicht eingreifen. Eine T\u00e4tigkeit, die engagierte Weltenbauer wie Mariyana mit Sinn erf\u00fcllen, indem sie permanent an ihrer Welt werkeln. Doch an einer Sinngebung dieser Farce bin ich schon lange nicht mehr interessiert. Ich warte einfach, bis meine Welt untergeht und genie\u00dfe dann meinen Ruhestand. Weltenbauer, die ihre Arbeit erledigt haben, brauchen sich im Alter keine Gedanken mehr zu machen.<\/p>\n

\u201eIch wei\u00df, wie du dazu stehst\u201c, sagt Mariyana schlie\u00dflich.\u00a0 \u201eAber es w\u00e4re sch\u00f6n, wenn du trotzdem hier und da mal an deiner Welt arbeiten k\u00f6nntest. Denk an die Bewohner. Die Lebensbedingungen verschlechtern sich f\u00fcr sie t\u00e4glich, wenn deine Welt nicht im Gleichgewicht ist.\u201c<\/p>\n

\u201eMeinetwegen\u201c, murmele ich vor mich hin, damit sie endlich Ruhe gibt. Ich stelle fest, dass die Suppe inzwischen genie\u00dfbar geworden ist.<\/p>\n

\u201eUnd besuch mich mal bei Gelegenheit, ja?\u201c<\/p>\n

\u201eWarum?\u201c<\/p>\n

Mariyana sieht mich entt\u00e4uscht an, so als ob ihr meine Frage nicht gef\u00e4llt. \u201eIch will nicht, dass du hier versauerst. Du musst nicht zu mir kommen, aber rede ein wenig mit deinen Nachbaren.\u201c<\/p>\n

\u201eIst gut, ich besuche dich.\u201c<\/p>\n

Wenn ich dar\u00fcber nachdenke, wann ich das letzte Mal mit meinen Nachbaren gesprochen habe, dann f\u00e4llt mir wieder ein, warum ich mich immer noch mit Mariyana treffe. In unserem Viertel wohnen nur Weltenbauer. Gerade meine direkten Nachbaren kann ich auf den Tod nicht ausstehen.<\/p>\n

\u201eSch\u00f6n.\u201c Mariyana setzt ein gut gemeintes L\u00e4cheln auf. \u201eIch gehe dann mal wieder. Ich will dich nicht beim Essen st\u00f6ren.\u201c<\/p>\n

\u201eIst gut.\u201c, sage ich nur und sehe ihr nicht nach, w\u00e4hrend sie sich selbst zur T\u00fcr bringt.<\/p>\n

Eigentlich will ich gar nicht so mit ihr sprechen. Eigentlich wei\u00df ich, dass Mariyana und ich etwas Besonderes haben k\u00f6nnten, das sonst niemand von uns teilt. Aber gleichzeitig f\u00fchlt es sich falsch an. Gleichzeitig will ich nichts damit zu tun haben.<\/p>\n

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(c) Julian Jungermann<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Kapitel 1   Von hier oben sehe ich die tosenden Winde, die selbst Ozeane in Bewegung versetzen. Ich sehe Blitz und Donner, Regen und St\u00fcrme. Ich sehe, wie Erdplatten auseinanderbrechen und wieder zusammentreffen, um etwas g\u00e4nzlich Neues zu erschaffen. Ich sehe gr\u00fcne Fl\u00e4chen und ausgetrocknete B\u00f6den, sehe die Einsamkeit der Leere, den Reichtum der Natur, […]<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"parent":40,"menu_order":7,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":[],"yoast_head":"\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\t\n\t\n\t\n