<\/p>\n
W\u00e4hrend des Kampftrainings wurde das Team von Ayana \u00fcberrascht, die sie bei Vallery freistellte. Zusammen gingen sie in einen der Konferenzr\u00e4ume, um sich die Missionsbeschreibung anzuh\u00f6ren. Die sechs sa\u00dfen am Tisch, aber Ayana stand, weil sie sich beim Pr\u00e4sentieren bewegen musste. Dabei deutete sie immer wieder mit einem Laserpointer auf die Folien, die der Projektor an die Leinwand warf.<\/p>\n
\u201eDer Einsatzort ist ein Planet in Hyperdimension 7, der von den Einheimischen auch als Blutplanet<\/em> bezeichnet wird.\u201c<\/p>\n \u201eEin toller Name f\u00fcr einen Planeten.\u201c, murmelte Nick wenig begeistert.<\/p>\n \u201eDer Name h\u00e4ngt dicht mit seiner Geschichte zusammen, die von B\u00fcrgerkriegen gepr\u00e4gt ist. Die Jahre, in denen es auf diesem Planeten Einigkeit gab, lassen sich an einer Hand abz\u00e4hlen. Es gibt aber noch einen weiteren Grund f\u00fcr seinen Namen: Das Gestein, aus dem der Boden besteht, hat eine r\u00f6tliche Farbe. Es ist nicht klar, warum das so ist, aber eine einheimische Legende besagt, dass das Blut der Kriege in den Boden eingedrungen ist und ihn verf\u00e4rbt hat.\u201c<\/p>\n \u201eIch liebe diesen Ort schon jetzt.\u201c, meinte Nick, den Kopf auf seine Arme gest\u00fctzt.<\/p>\n \u201eNa dann warte erstmal, bis ich fertig bin.\u201c, knurrte Ayana genervt von seinen allzeit ungew\u00fcnschten Zwischenkommentaren. \u201eDa er sich in Hyperdimension 7 befindet, ist die Zeit unregelm\u00e4\u00dfig zu der, die hier in der Parallelwelt herrscht. Genauer gesagt, verl\u00e4uft sie langsamer: Es vergeht hier mehr Zeit, w\u00e4hrend ihr fort seid.\u201c<\/p>\n \u201eGibt es genaue Werte?\u201c, fragte Eloa.<\/p>\n \u201eEin Tag auf dem Blutplaneten entspricht etwa sechs Tagen hier in der Parallelwelt. Nun aber zu den klimatischen Bedingungen: Die Durchschnittstemperatur betr\u00e4gt etwa 40\u00b0C. Meistens herrscht Windstille. Eine staubige Angelegenheit, wenn ihr mich fragt. Geographisch gesehen ist der Ort eine Steinw\u00fcste. Dieses rote Gestein zieht sich \u00fcber den ganzen Planeten. Flora und Fauna sind nicht wirklich weit gestreut, deshalb ist die Ern\u00e4hrung ein Problem. Das Wasser wird aus dem Boden gesch\u00f6pft und ist in der Regel voller Keime. Allerdings m\u00f6gen die Keime kein Licht. Wenn das Wasser etwa zwei Tage in der Sonne steht, d\u00fcrfte es sauber sein. Au\u00dferdem l\u00e4sst sich eine milchige Fl\u00fcssigkeit aus den \u00c4sten eines bestimmten Gew\u00e4chses gewinnen, die man trinken kann. Es soll aber ziemlich s\u00fc\u00df sein und in der Regel noch durstiger machen.\u201c<\/p>\n Ayana zeigte ihnen ein Bild von einer Pflanze, die aussah wie ein Busch ohne Bl\u00e4tter. Die Begeisterung erreichte einen neuen H\u00f6hepunkt.<\/p>\n \u201eDie Zweige sind \u00fcbrigens mit giftigen Dornen \u00fcbers\u00e4ht, was die Extraktion der Fl\u00fcssigkeit schwierig gestaltet.\u201c<\/p>\n Nicks Kopf st\u00fcrzte aus seinen H\u00e4nden auf die Tischplatte. Eloa rieb sich ersch\u00f6pft die Stirn. Lyla glotzte die Folien verst\u00e4ndnislos an. Evelyn schien die Einzige unter ihnen zu sein, die die Sache realistisch in Betracht zu ziehen schien. Crye selbst wollte gerade einfach nur irgendwo anders sein \u2013 am besten mit Sheela auf dem Dach des St\u00fctzpunktes.<\/p>\n \u201eDie Bewohner ern\u00e4hren sich au\u00dferdem von Fleisch. Es gibt da ein paar wilde Tiere, die hier und da umherziehen und eine Resistenz gegen die weitgehend giftigen Gew\u00e4chse aufgebaut haben.\u201c<\/p>\n \u201eWer lebt<\/em> eigentlich auf diesem Planeten?\u201c, fragte Eloa verbl\u00fcfft.<\/p>\n \u201eMich w\u00fcrde eher interessieren, wer auf so einem Planeten Stunk anfangen will?\u201c, brummte Nick und sch\u00fcttelte verst\u00e4ndnislos seinen Kopf.<\/p>\n \u201eUm die erste Frage zu beantworten: Der Bev\u00f6lkerungsanteil ist in den letzten 40 Jahren um etwa 80% gesunken. Es ist zu erwarten, dass der Abw\u00e4rtstrend weiter zunimmt.\u201c<\/p>\n \u201eKein Wunder bei diesen Bedingungen.\u201c, gab Sheela zu und kniff die Lippen aufeinander. Crye las eine Spur Mitleid in ihrem Gesicht. Es war<\/em> traurig \u2013 das sah er ein. Wie musste es den Leuten gehen, die noch lebten<\/em>?<\/p>\n \u201eDie Bev\u00f6lkerung l\u00e4sst sich heutzutage weitgehend in Ruhe. Sie leben in kleinen Siedlungen, die jede f\u00fcr sich kaum mehr als 20 Einwohner umfasst. Um zu Nicks Frage zur\u00fcck zu kommen: Wir wissen nicht, warum Shaytes Leute an diesem Planet interessiert sind. Fakt ist, dass wir sie vor einigen Tagen dort geortet haben. Sie haben einige D\u00f6rfer ausgel\u00f6scht und sind danach untergetaucht. Noch ist nicht klar, ob wir es mit einfachen Idioten zu tun haben oder ob ein System dahinter steckt.\u201c<\/p>\n \u201eWas passiert, wenn es sich um etwas Gr\u00f6\u00dferes handelt?\u201c, fragte Nick.<\/p>\n \u201eDann \u00fcberschreitet diese Mission wahrscheinlich eure Kompetenzen.\u201c<\/p>\n \u201eWarum werden dann \u00fcberhaupt wir<\/em> damit beauftragt?\u201c, fragte Sheela mit einem bewusst kritischen Unterton.<\/p>\n \u201eDie F\u00fchrungsetage will eure F\u00e4higkeiten testen. Sie erhoffen sich viel von euch.\u201c<\/p>\n \u201eUnsinn.\u201c, fand Sheela mit viel Gift in der Stimme. \u201eDas ist doch nur eine Ausrede. Hat es etwas mit Crye zu tun?\u201c<\/p>\n \u201eWarum sollte das etwas mit-\u201c, begann Ayana, deren Ton jetzt auch Feuer gefangen hatte, ehe sie ihren Satz abbrach, um sich selbst zu z\u00fcgeln. \u201eSheela, ich kann dir nicht sagen, was die F\u00fchrung vorhat. Aber sie haben euch<\/em> f\u00fcr diese Mission ausgew\u00e4hlt und damit geht<\/em> ihr. Hast du das verstanden?\u201c<\/p>\n \u201eVerstanden.\u201c, erwiderte sie m\u00fcrrisch. Unter den anderen herrschte betretenes Schweigen.<\/p>\n \u201eKommen wir zu euren Missionszielen. Sie lauten diesmal nicht nur, wie etwa in euren Anf\u00e4nger-Missionen, die Fremdk\u00f6rper auszuschalten und dadurch das Ungleichgewicht zu korrigieren. Ihr sollt zun\u00e4hst eure Feinde lokalisieren. Wenn ihr das getan habt, deckt ihr deren Vorhaben auf und entscheidet darauf aufbauend euer weiteres Handeln. Wird kein gr\u00f6\u00dferer Komplott daraus ersichtlich, vernichtet ihr den Feind und repariert das Gleichgewicht des Planeten. Sollte entweder das Niveau eurer Feinde oder die Komplexit\u00e4t ihres Planes eure Kompetenzen \u00fcberschreiten, meldet ihr alles, was ihr erfahren habt, dem Hauptquartier und fordert Verst\u00e4rkung an. Auf keinen<\/em> Fall kehrt ihr zur\u00fcck, ehe das Gleichgewicht repariert ist.\u201c<\/p>\n \u201eGanz toll.\u201c, fasste Nick die derzeitige Stimmung zusammen. \u201eWar\u2019s das?\u201c<\/p>\n \u201eDas war\u2019s. Die Mission beginnt in 12 Tagen. Ich habe euch Kopien gemacht, auf denen alles draufsteht, was ich euch heute gesagt habe. Nehmt sie mit und lernt sie auswendig.\u201c<\/p>\n Desillusioniert verlie\u00dfen sie den Raum. Da das Kampftraining schon fast vor\u00fcber war, entschieden sie sich, auf ihre Zimmer zu gehen. Als sie auf dem Weg zum Aufzug waren, entschied Nick, seinen Frust kundzutun.<\/p>\n \u201eIch versteh es nicht.\u201c<\/p>\n \u201eWas<\/em> verstehst du nicht von den vielen Dingen, die in Frage k\u00e4men?\u201c, fragte Eloa.<\/p>\n \u201eNa warum wir auf diese Mission m\u00fcssen? Wir sind Anf\u00e4nger! Dieser Planet h\u00f6rt sich an als w\u00e4re er die H\u00f6lle!\u201c<\/p>\n \u201eDu bist ein Weichei, Nick.\u201c, stichelte sie weiter und tat damit ihre eigene schlechte Laune kund. \u201eWarum kannst du die Herausforderung nicht einmal annehmen?\u201c<\/p>\n \u201eWeil ich noch eine Weile leben<\/em> m\u00f6chte!\u201c<\/p>\n \u201eNick ist unser taktischer Planer.\u201c, bemerkte Sheela in mahnendem Ton. \u201eEr sch\u00e4tzt die Situation ein, indem er alle<\/em> unsere F\u00e4higkeiten ber\u00fccksichtigt. Mal davon abgesehen teile ich seine Meinung.\u201c<\/p>\n \u201eIch w\u00fcrde diesem Trottel keine taktische Planung anvertrauen.\u201c, gab Evelyn k\u00fchl zu Protokoll. \u201eErst recht nicht eine, in der er \u00fcber mich <\/em>entscheiden muss.\u201c<\/p>\n \u201eHey, hey, hey!\u201c, rief Crye und versuchte dabei ein schlichtendes L\u00e4cheln aufzusetzen. \u201eJetzt kriegt euch doch mal wieder ein. Wie Eloa sagt: Es ist eine Herausforderung. Deshalb lasst uns doch einfach zusammenarbeiten und die Mission hinter uns bringen, oder?\u201c<\/p>\n \u201eIch stimme dir voll und ganz zu, mein Schatz!\u201c, rief Eloa und streichelte ihm durch seine Haare.<\/p>\n \u201eDu bist ein Trottel.\u201c<\/p>\n Cryes Herz blieb f\u00fcr einen Moment stehen. Als er seinen Kopf in die Richtung drehte, aus der die unvertraute Stimme gekommen war, starrte er mitten in Lylas kalte Augen, die ihn zu durchbohren schienen.<\/p>\n \u201eDu verstehst \u00fcberhaupt nichts, oder? Wenn du schon so d\u00e4mlich bist, verschone mich wenigstens mit deiner Dummheit.\u201c<\/p>\n Mit diesen Worten wandte sich Lyla von ihnen ab und ging einen anderen Weg. Crye sah ihr verdattert nach.<\/p>\n \u201eWas ist denn in die<\/em> gefahren?\u201c, rief Eloa ihr absichtlich laut hinterher. \u201eMistst\u00fcck!\u201c<\/p>\n \u201eMach dir nichts draus.\u201c, munterte Sheela ihn auf, ein wenig am\u00fcsiert \u00fcber die Situation, und legte ihre Hand auf seine Schulter. \u201eSie hat es bestimmt nicht so gemeint.\u201c<\/p>\n \u201eDa w\u00e4re ich mir nicht so sicher.\u201c, murmelte Nick mit gerunzelter Stirn.<\/p>\n Nur Evelyn sah Lyla angestrengt nach und schien sich ernsthaft einen Reim auf ihr Verhalten machen zu wollen. Das wollte auch Crye, keine Frage, aber er war immer noch wie erstarrt von Lylas Worten.<\/p>\n Na toll. Das erste Mal, dass ich sie \u00fcberhaupt reden h\u00f6re, und sie macht mich rund.<\/em><\/p>\n <\/p>\n (c) Julian Jungermann<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" W\u00e4hrend des Kampftrainings wurde das Team von Ayana \u00fcberrascht, die sie bei Vallery freistellte. Zusammen gingen sie in einen der Konferenzr\u00e4ume, um sich die Missionsbeschreibung anzuh\u00f6ren. Die sechs sa\u00dfen am Tisch, aber Ayana stand, weil sie sich beim Pr\u00e4sentieren bewegen musste. Dabei deutete sie immer wieder mit einem Laserpointer auf die Folien, die der […]<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"parent":166,"menu_order":3,"comment_status":"open","ping_status":"open","template":"","meta":[],"yoast_head":"\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\t\n\t\n\t\n